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  • carmenappenzeller

6 Freunde und die Falle im Wald

6 Freunde finden das Abenteuer - Folge 6

Unsere Geschichte beginnt in der Savanne Afrikas. Dort leben die sechs Freunde: der Affe Kuk-Kuk, die Giraffe Lang, die Maus Mimi, der Hase Löffelohr, der Tiger Leo und der Leopard Puh-Pu. Die Sechs spielen jeden Tag zusammen. Heute gehen sie gemeinsam in den Wald hinter dem Wasserloch, in dem sie schon viele Abenteuer erlebt haben.


Leider ist der Tiger Leo heute schlecht gelaunt. Einer seiner Streifen ist wohl verrutscht und es juckt und zwickt ihn schon den ganzen Tag. Vielleicht ist ihm auch eine Laus über die Leber gelaufen oder er ist mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden. Oder er vermisst seinen Wackelzahn, der endlich rausgefallen ist? Jedenfalls kann man ihm nichts Recht machen und er ärgert sich sogar über seine Freunde. "Guten Morgen, Leo!", grüßt die Giraffe Lang freundlich. Als Antwort erhält sie nur ein grimmiges Fauchen: "Chhh, von wegen gut! Langweilig ist mir, immer dieser doofe Wald!" Die anderen schauen verdutzt. So kennen sie ihren Freund gar nicht. Der Tiger Leo ist doch sonst so freundlich. Naja, der wird sich schon wieder einkriegen! Sie gehen los und murrend folgt der Tiger Leo ihnen in den Wald. Kaum sind sie am Bach angekommen, da schlägt die Maus Mimi vor: "Lasst uns ein wenig planschen!" Da zeigt sich die schlechte Laune des Tigers Leo schon wieder: "Igitt, da ist ja mein Fell den ganzen Tag über nass und ich kriege eine Erkältung. Nein danke, ohne mich!" Und mit diesen Worten dreht er sich um und geht allein weiter in den Wald hinein.


Im Wald lauert Gefahr: Jemand hat eine tiefe Grube gegraben! Sie wurde mit dürren Zweigen und Reisig abgedeckt. Der Tiger Leo grollt immer noch und achtet nicht auf den Weg - da passiert es. Er tritt auf die Abdeckung, die viel zu schwach ist, um den kräftigen Tiger Leo zu tragen. KRACH! Der Tiger Leo hätte sich wegen des lauten Knackens erschrocken, doch dazu ist keine Zeit: Im selben Augenblick bricht ihm der Boden unter den Pfoten weg und er stürzt in die Tiefe hinab! Oh nein. Der Tiger Leo ist in die Falle getappt und liegt nun unten in der Grube.


So schnell lässt sich der tapfere Tiger Leo aber nicht entmutigen. "Kein Problem, hier kann ich rausspringen", denkt sich der Tiger Leo, denn er ist gut im Hochsprung. Weil er aber in der engen Grube keinen Anlauf nehmen kann, muss er es aus dem Stand versuchen. Hooo-Hopp! Viel zu kurz gesprungen. Noch ein Versuch. Hooo-Hopp! Hat wieder nicht geklappt? Aller guten Dinge sind drei. Hooooooo-Hopp! Beim dritten Versuch erwischt der Tiger Leo mit der linken Pfote den oberen Rand der Grube. Doch er schafft es nicht sich an der weichen Erde festzukrallen, rutscht nach unten zurück und landet auf dem Po. Autsch. Es hat nur eine Pfotenlänge gefehlt. Schade Marmelade.


"Wer hat wohl diese Grube gegraben?", grübelt der Tiger Leo, während er sich den schmerzenden Po reibt. Er hätte sehr gestaunt, wenn er die Antwort gekannt hätte. Es war ein anderer Tiger! Dieser andere Tiger muss wohl Zauberkräfte haben, sodass er mit scharfen Krallen eine solch tiefe Grube graben konnte. Ein normaler Tiger hätte das nicht geschafft. Und tatsächlich: Der andere Tiger hatte eines Tages zufällig ein Fläschchen mit Zaubertrank im Wald gefunden. Nachdem er es mit einem Zug ausgetrunken hatte, fühlte er sich nicht nur tiger- sondern bärenstark. Er schaufelte rasend schnell die tiefe Grube und hatte dann gerade noch genug Kraft, um herauszuspringen. Kaum war er auf dem Waldboden gelandet, da ließ die Wirkung des Zaubertrankes nach und er war nur noch so stark wie sonst. Er kehrte in sein Waldhaus zurück, wo er eine Überwachungskamera hat. Nun kann der große Tiger gemütlich in seinem Waldhaus sitzen und mithilfe der Kamera beobachten, ob Beute in seine Falle geht. Dieser Tiger frisst nämlich gern Fleisch, am liebsten Hasen, Mäuse, Affen oder andere Tiere des Waldes. Jetzt schaut er gerade auch auf die Kamera - und sieht den Tiger Leo in der Grube sitzen. Was für eine Überraschung! "Dieses Tigerkind kenne ich doch!", denkt sich der große Tiger und eilt sofort zur Grube.


"Mein Sohn, was machst du denn hier?", ruft der große Tiger in die Grube hinab. Der kleine Tiger starrt nach oben und bekommt vor Staunen kugelrunde Augen. Das ist ja sein Tiger-Papa! Den hat er nicht mehr gesehen, seit er ein kleiner Tigerwelpe war. Denn große Tiger leben nicht mit ihren Familien zusammen, sonst gibt es Mord und Totschlag, weil das Essen nicht für alle reicht. "Papa, hilf mir mal hier raus. Irgendein Idiot hat hier eine Falle aufgestellt!", beschwert sich der Tiger Leo. Ganz verflogen ist seine schlechte Laune noch nicht, aber jetzt faucht der Schlechte-Laune-Tiger in seinem Bauch nur noch ganz leise. Er hätte wirklich nicht gedacht, dass er seinen Tiger-Papa wieder treffen würde, schon gar nicht hier und heute.


Der Tiger-Papa schaut ganz schuldbewusst drein. Schließlich hat er selbst die Falle gestellt. Er konnte ja nicht wissen, dass sein eigener Sohn hineintappen würde! Aber jetzt heißt es erst einmal, seinem Sohn zu helfen. "Wenn ich dir eine Liane runterwerfe, kannst du dich daran nach oben hangeln?", ruft der Tiger-Papa dem Tiger Leo zu. "Klar, das ist für mich ein Klacks!", schallt es aus der Grube zurück. Mit seinen scharfen Zähnen schält der Tiger-Papa die dickste Liane vom Baum, die er auf die Schnelle entdeckt. Er reißt sie nicht ganz ab, sodass jetzt das eine Ende der Liane in die Grube hinabragt, das andere Ende aber noch fest am Baumstamm angewachsen ist. "Na los, Sohn, klettere raus!", fordert der Tiger-Papa. Die Liane spannt sich, ein leises Ächzen ist zu hören - schon schaut der Kopf des Tigers Leo aus der Grube heraus und dann folgt mit einem großen Satz der Rest. "Gut gemacht, mein Kleiner!", lobt der Tiger-Papa. Insgeheim staunt er, wie sehr der Tiger Leo gewachsen ist, und wie mutig er geworden ist. Das macht ihm etwas Sorgen. Wenn der Tiger Leo hier in der Nähe wohnt, frisst er ihm dann nicht alle Beute weg - Hasen, Mäuse, Affen, und die anderen Leckerbissen des Waldes?


"Ähem, wo wohnst du eigentlich und was machst du hier im Wald?", erkundigt sich der Tiger-Papa neugierig. Und der Tiger Leo plappert sofort los: Er erzählt vom Dorf am Wasserloch, von seinen Freunden, von seinem Schlafplatz bei der Hasenfamilie, mit denen er sich Möhren und Löwenzahn teilt, und den Abenteuern, die sie gemeinsam schon erlebt haben. Doch plötzlich hält er inne. Er hat bemerkt, dass der Tiger-Papa ganz gierig dreinschaut und die Zähne fletscht. "Au Backe, dem läuft ja schon das Wasser im Munde zusammen, und er kann nur noch an Hasenbraten denken!", überlegt der Tiger Leo bestürzt. Vor lauter Freude über das plötzliche Wiedersehen hat der Tiger Leo vergessen, dass alle anderen Tiger ja Fleischfresser sind und seine Freunde am liebsten verspeisen möchten! "Aber Papa, lass' meine Freunde ja in Ruhe, sonst bekommst du es mit mir zu tun!", droht der Tiger Leo. Er hat nämlich auch gemerkt, dass er mittlerweile größer und stärker ist als sein alter Tiger-Papa. Der reißt sich jetzt zusammen: "Na gut, ich bleibe hier im Wald bei meiner Grube und lasse euch in Ruhe. Mit dir will ich mich nicht anlegen, mein Großer. Komm mich doch ab und zu besuchen - aber besser ohne deine Freunde!" Der Tiger Leo stimmt lachend zu.


"Auf Wiedersehen, Papa!", ruft er zum Abschied und eilt zu seinen Freunden zurück. Er will ihnen sofort alles erzählen und ihnen ganz genau erklären, in welchem Teil des Waldes sein Vater wohnt. Denn um dieses Gebiet müssen seine Freunde einen großen Bogen machen!

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