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  • carmenappenzeller

6 Freunde und die giftige Quelle

Unsere Geschichte beginnt in der Savanne Afrikas. Hier leben die sechs Freunde: Der Affe Kuk-Kuk, die Giraffe Lang, die Maus Mimi, der Hase Löffelohr, der Tiger Leo und der Leopard Puh-Pu. Die Sechs spielen jeden Tag zusammen. Heute gehen sie auf den Brombeer-Spaziergang. Den machen sie im Hochsommer gern. Er führt einen Pfad im Wald entlang, der zu beiden Seiten mit dichten Brombeer-Hecken bewachsen ist. Die glänzenden schwarzen Früchte schmecken allen sechs Freunden.


Obwohl die Freunde früh morgens losgegangen sind, ist es schon sehr heiß. Die Sonne brennt vom Himmel und bald haben die Freunde die Wasserflaschen, die sie mitgenommen hatten, leergetrunken. „Ich hab‘ Durst!“, beschwert sich die Maus Mimi. Der Leopard Puh-Pu macht einen Vorschlag: „Lasst uns erst einmal eine Quelle suchen und dann Brombeeren pflücken gehen.“ Gute Idee, finden die anderen. Leider sind sie heute nicht in der Nähe des Baches, den die Freunde gut kennen. Darin hätten sie sich schön erfrischen und sogar etwas planschen können! Also müssen sie die Augen nach Wasser offenhalten und die Ohren spitzen.


Der Hase Löffelohr hört es als erster. Plätschert da nicht etwas im Dickicht des Waldes? Tatsächlich, ein Gluckern und Spritzen, wie wenn Wasser aus der Erde sprudelt! Vor sich sieht der Hase Löffelohr einen Hügel, in den ein steinerner Raum eingemauert ist. Der Raum ist mit einer Gitterpforte versperrt, zu der einige Treppenstufen hinabführen. Langsam hoppelt er näher an den Eingang heran. Ringsum wächst Moos, auf dem unzählige Schnecken kriechen. Doch was ist da? Die Schnecken vorn an der Pforte sind ja alle tot!

Geopfad Vulkaneifel, zwischen Zilsdorf und Betteldorf
Giftige Quelle

„Freunde, stopp!“, ruft der Hase Löffelohr aufgeregt. Diese Quelle ist ihm nicht geheuer. Er erinnert sich an all‘ die gefährlichen Abenteuer, die sie im Wald bereits erlebt haben. „Nicht näherkommen!“


Doch seine Warnung kommt zu spät. Die Maus Mimi hat vor lauter Durst nicht auf ihn gehört und ist einfach zur Quelle hingehuscht. Sie öffnet den Mund, um zu trinken – und fällt um. „Mimi, was ist denn?“, ruft der Tiger Leo, als Mimi sich nicht mehr rührt. „Sag‘ doch was!“ Die Maus Mimi macht keinen Pieps mehr.


Schnell schreitet die Giraffe Lang auf die Quelle zu, beugt ihren Kopf herab zur Quelle, um die Maus Mimi mit dem Maul hochzuheben – und fällt auch um! Da liegen nun die kleine Maus Mimi und die große Giraffe Lang reglos neben der Quelle im Moos, zwischen all den toten Schnecken! „Freunde, wir müssen sie sofort von dieser Quelle wegbringen!“, japst der Hase Löffelohr aufgeregt. Ihm ist ganz flau vor Angst.


Die anderen reagieren schnell: Der Affe Kuk-Kuk klettert auf einen Baum, packt eine Liane und schwingt sich damit zur Quelle. Ohne anzuhalten, packt er im Flug die Maus Mimi am Schwanz und zieht sie mit Schwung einige Meter von der Quelle weg. Der Tiger Leo und der Leopard Puh-Pu ergreifen jeder ein Hinterbein der Giraffe Lang und schleifen sie mit aller Kraft fort von der Quelle. Erschöpft schnaufen die Freunde durch. Hier, in einiger Entfernung von dieser teuflischen Quelle, ist die Luft viel besser, findet der Hase Löffelohr.


Da beginnt die Maus Mimi zu husten, und die Giraffe Lang schlägt verdattert die Augen auf: „Was ist los?“ „Mir ist ganz schlecht,“ keucht die Maus Mimi. „Irgendwas stimmt mit dieser Quelle nicht,“ ist der Hase Löffelohr nun sicher. „Ich habe mal gehört, dass an manchen Stellen im Wald giftige Gase aus der Erde steigen. Das muss einer dieser Orte sein!“ Ja, das glauben die anderen Freunde auch. Hier werden sie sicher nicht mehr zum Trinken hinkommen!


„Na kommt, lasst uns endlich zu den Brombeerbüschen gehen und uns an den süßen Früchten stärken,“ schlägt der Affe Kuk-Kuk vor. Er nimmt die Maus Mimi Huckepack, weil sie immer noch ganz groggy ist. Der Tiger Leo und der Leopard Puh-Pu stützen die Giraffe Lang, die sich mühsam aufrappelt. Bald sind sie an den Brombeerbüschen angekommen, und nach einige Pfoten voll leckerer Beeren ist der Schreck bald vergessen. „Autsch!“, schreit da plötzlich der Leopard Puh-Pu. Er hat seine Pfote tief in einen Brombeerbusch gesteckt und ist dabei von etwas gestochen worden. Ein Dorn? Eine Biene?


Nein – er hat ein Hornissennest angestoßen, und die wütenden Bewohner wehren sich nun! Will da etwa jemand ihr Nest angreifen? Dem werden sie es zeigen! Der ganze Schwarm summt aus der Brombeerhecke direkt auf den Leoparden Puh-Pu zu. Dem tut noch immer die Pfote weh, auf drei Beinen humpelt er davon, die Freunde hinterher. Alle wissen: Mit wütenden Hornissen ist nicht gut Kirschen essen, und Brombeeren schon gar nicht.


Die Freunde rasen durch den Wald, verfolgt von den Hornissen. Sie können den Hornissenschwarm nicht abschütteln. „Ich kann nicht mehr,“ japst der humpelnde Leopard Puh-Pu. Was sollen sie tun? „Ich weiß was!“, ruft da der clevere Affe Kuk-Kuk. „Mir nach, Freunde!“ Er schlägt einen Haken und läuft in die Richtung, aus der sie vorhin zu den Brombeerhecken gekommen sind. Die anderen stellen keine Fragen und rennen hinterher. Ihr kluger Freund wird schon wissen, was er tut. Da kommen sie zu der moosigen Stelle, an der die giftige Quelle aus dem Boden gluckert. Nanu, was will der Affe Kuk-Kuk denn hier?

„Mimi, versteck dich irgendwo. Die anderen: Mir nach zur Quelle, aber haltet die Luft an!“, befiehlt der Affe Kuk-Kuk.


Die Freunde machen alles genau, wie er sagt. Die Maus Mimi zwängt sich in eine enge Ritze zwischen zwei Steinen. Die anderen holen tief Luft und stellen sich dann dicht um die Quelle herum. Schon sind die Hornissen da und stürzen sich auf die Freunde an der Quelle. Doch noch bevor sie stechen können, fällt eine nach der anderen wie tot aus der Luft auf den Boden. Die giftigen Gase der Quelle haben ihre Wirkung auch bei den Hornissen getan. Alle Angreifer sind K.O. „Na kommt, wir schieben sie etwas zur Seite, dann wachen sie nachher wieder auf,“ schlägt der Hase Löffelohr vor. „Verdient haben sie es ja nicht“, murrt der Leopard Puh-Pu und reibt sich die geschwollene Pfote. Er hilft aber trotzdem mit. „Und jetzt nichts wie heim, Freunde“, bittet der Tiger Leo.


Das war genug Aufregung für einen Tag!


 
Michael Hens

Die giftige Quelle gibt es wirklich.


Wir haben sie auf dem Geo-Pfad Vulkaneifel zwischen Zilsdorf und Betteldorf im Wald entdeckt. Allerdings ist es nicht das Wasser, das gefährlich ist, sondern das Gas, das an dieser Stelle unsichtbar und geruchlos aus dem Boden austritt: Kohlenstoffdioxid (CO2). Es ist dort bis zu 20 cm über dem Boden so stark, dass Insekten, kleine Tiere und sogar Menschen sterben können, wenn sie das Gas zu lange einatmen.


Einer unserer Vorfahren, Michael Hens, kam hier 1957 ums Leben, vermutlich weil er an einem heißen Sommertag aus der Quelle trinken wollte. Da war er aber schon fast 90 Jahre alt.


Heute ist die Quelle mit einem Gitter gesperrt und auf einer Tafel wird vor ihrer gefährlichen Wirkung gewarnt. Wenn ihr Lust habt, fahrt mal hin und stellt eine brennende Kerze vor das Gitter. Wenn die Flamme ausgeht, wisst ihr, dass das giftige Gas austritt und ihr vorsichtig sein müsst!




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