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  • carmenappenzeller

Das einsame Tigerkind

Aktualisiert: 7. Feb. 2023

6 Freunde finden das Abenteuer - Folge 1


Unsere Geschichte beginnt in der Savanne Afrikas. Dort ist es jeden Tag heiß und sehr trocken. Es regnet nur selten. Deshalb wächst in der Savanne nicht viel: Soweit das Auge reicht, sieht man überall Sand, dazwischen ein paar hohe Grasbüschel. Es gibt aber auch Flüsse und Wasserlöcher. Dort sprießen Pflanzen und man findet viele verschiedene Tiere.

Kennst du noch andere Tiere, die in der afrikanischen Savanne leben?

In der afrikanischen Savanne leben Tiere, die Hitze und Sonnenschein mögen. Zum Beispiel: Giraffen, Affen, Hasen, Mäuse, Nilpferde, Löwen, Leoparden, Nashörner, Erdmännchen, Zebras, Gazellen, Antilopen, Büffel, Krokodile, Schlangen, Geier...

In dieser Savanne, auf einem Hügel an einem Wasserloch, lebt der kleine Affe Kuk-Kuk hoch oben in einem Apfelbaum. Kuk-Kuk hat drei Freunde: die Giraffe Lang, die direkt unter dem Apfelbaum wohnt; der Hase Löffelohr, der in einer Grube am Fuße des Hügels haust; und die Maus Mimi, die in einer Höhle neben der Hasengrube zu Hause ist.


Die Freunde treffen sich jeden Tag zum Spielen. Manchmal spielen sie am Wasserloch, manchmal im Sand der Savanne. Heute gehen sie gemeinsam in den kleinen Wald hinter dem Wasserloch und spielen dort Verstecken.


Als erstes darf der Hase Löffelohr suchen. "Eins, zwei, drei, vier..." Er zählt bis 20. Dann ruft er laut: "Ich komme!", und hopst los, um seine Freunde zu finden. "Das geht sicher schnell", ist sich der Hase Löffelohr sicher, "denn ich bin der beste Finder der Welt!" Doch so einfach ist es nicht. Der Hase Löffelohr sucht und sucht, aber seine Freunde haben sich geschickt versteckt.


Die Giraffe Lang hat sich in ein Krokodilloch geduckt. Die Maus Mimi hat sich im Wasserloch eines Nilpferdes verkrochen. Der Affe Kuk-Kuk hat sich auf einer Palme versteckt. Der Hase Löffelohr will auf keinen Fall aufgeben. Er hoppelt suchend immer tiefer in den Wald hinein. Die Bäume und Sträucher wachsen dichter, es fällt kaum Sonnenlicht auf den dunklen Waldboden. Langsam kommt der Hase Löffelohr in den Dschungel. Ihm wird mulmig. "Angsthase", sagen seine Freunde manchmal zu ihm, wenn sie ihn ärgern wollen. "Selber!", ruft der Hase Löffelohr dann zurück. Aber nun fürchtet er sich doch, so allein im dunklen Wald.

Wie fühlt es sich an, wenn einem "mulmig" ist?

Wenn mir mulmig ist, dann fühle ich mich unwohl vor Angst. Man kann auch sagen "Das war eine mulmige Situation." Das heißt, es war gefährlich.

Was meinst du, warum nennen die Freunde den Hasen Löffelohr einen "Angsthasen"? Und wie findet Löffelohr das?

Warum gibt es überhaupt Angst. Wäre es nicht toll, immer mutig zu sein?

"GRAURRRRR", faucht es da plötzlich aus den Büschen. Der Hase Löffelohr bleibt wie erstarrt stehen. Nur seine langen Löffelohren zittern vor Angst. "Jetzt ist's aus. Jetzt werde ich gefressen!" Doch dann hört er: Schluchzen. Da weint doch jemand im Gebüsch? Der Hase Löffelohr wird neugierig. Steckt da jemand in Schwierigkeiten und braucht Hilfe? Er muss nachschauen! Langsam schleicht der Hase Löffelohr zum Gebüsch und schiebt die Zweige zur Seite. Auf dem Boden kauert - ein Tigerkind!


"Tiger sind gefährlich!" Das hat der Hase Löffelohr oft gehört. Doch dieser kleine Tiger sieht überhaupt nicht gefährlich aus. Dicke Tränen kullern in das gelb-schwarz gestreifte Fell. Der Hase Löffelohr nimmt all' seinen Mut zusammen und haucht ganz leise: "Hallo, du da." "Bitte tu mir nichts! Verschone mich!", ruft das Tigerkind erschrocken. Da staunt der Hase Löffelohr: Ein Tiger, der Angst vor ihm hat? "Vielleicht nennen die mich 'Angsthase', weil ich den anderen Tieren Angst mache?", überlegt er.


Jedenfalls will er dem Tigerkind helfen. "Ich tu dir nichts! Ich bin der Hase Löffelohr, und wer bist du?" - "Ich bin der Tiger Leo", schnieft das Tigerkind zurück. "Und wie kommst du hierher, so ganz allein? Du gehörst doch in den tiefen Dschungel." - "Ich bin von zuhause weggelaufen. Ich mag nämlich kein Fleisch essen, und deshalb gab es ständig Streit mit meiner Mama. Weißt du, ich will mit allen Tieren befreundet sein, ohne ständig ans Essen zu denken. Aber ich finde einfach keine neuen Freunde. Alle laufen weg, wenn sie mich sehen! Buhuhu!" Der Hase Löffelohr denkt nach. Ein Tiger, der kein Fleisch mag und neue Freunde sucht. Der Hase Löffelohr hat eine Idee: "Ich habe total tolle Freunde! Die kann ich mit dir teilen! So hat dann jeder mehr Freunde als vorher."

Zählt mal nach! Wie viele Freunde hat Löffelohr jetzt? Und wie viele Leo?

(Kleiner Tipp: Jeder hat am Ende gleich viele. Geteilt und mehr geworden 🥳 )

Der Tiger Leo ist außer sich vor Freude. "Darf ich wirklich mit euch spielen? Aber wo soll ich wohnen?" Der Hase Löffelohr denkt wieder nach. "Du darfst bei mir in der Hasenhöhle wohnen. Du musst mir nur eins versprechen: dass du ganz bestimmt nie einen von uns frisst." "Das mache ich ganz bestimmt nicht. Am besten schmeckt mir sowie so Gemüse. Möhren oder Löwenzahnblätter zum Beispiel." Und damit ist alles klar. Denn Möhren und Löwenzahnblätter sind die Leibspeise der Hasenfamilie und es gibt jeden Tag mehr als genug davon zu essen.


Stolz führt der Hase Löffelohr seinen neuen Freund durch den Wald zurück Richtung Wasserloch. Er hat gar keine Angst mehr, jetzt wo er einen starken Freund dabeihat. Die Giraffe Lang sieht den Hasen Löffelohr schon von Weitem. "Da ist er endlich!", ruft sie der Maus Mimi und dem Affen Kuk-Kuk zu. Die Freunde haben sich schon gewundert, wo er so lange bleibt. Dann sehen sie den Tiger Leo, und den Dreien stockt der Atem. "Keine Sorge, ihr Angsthasen!", lacht der Hase Löffelohr. "Wir werden gute Freunde." Und das werden sie auch.

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